Besser als peinliche Abschiedsreden ist es, mit Champagner anzustoßen – auf den zukünftigen Projektmitarbeiter als Backup im Fachkräftemangel. Bei mir war das so. Zwar haben wir damals nicht mit Champagner, sondern mit Sekt angestoßen, als ich in den Ruhestand ging. Doch nach kurzer Zeit merkte ich, dass die Ruhe im Ruhestand nichts für mich ist. Und nach ein paar Monaten war ich zurück in meinem früheren Unternehmen: für Projekte und als Business Coach. Ich kannte ja die Strukturen und Menschen, was ein Vorteil war. Respekt und Wertschätzung bis zum letzten Arbeitstag ist für beide Partner von Vorteil.

Und wie war es bei Ihnen? Erinnern Sie sich noch an die letzte Verabschiedung in den Ruhestand einer Kollegin oder eines Kollegen? An die betretene Abschiedsrede? Den anschließenden obligatorischen Sekt mit Häppchen, Kaffee und Kuchen. Und das war es dann.

Was ging Ihnen dabei durch den Kopf, wie haben Sie sich gefühlt?

  • War der ausscheidende Kollege eine Art Mentor für Sie? Den Sie immer dann fragen konnten, wenn Sie bei der Lösung eines Problems nicht weiterkamen? Wer würde sich jetzt unterstützen?
  • Hatten Sie ein etwas mulmiges Gefühl, weil Sie zu kurz auf dem neuen Arbeitsplatz, den Sie jetzt übernehmen sollten, eingearbeitet waren und noch nicht das ganze Aufgabengebiet beherrschten?
  • Vielleicht hatten Sie in dem Moment auch einfach Angst, weil ein größeres Projekt bevorstand und die Rolle des ausscheidenden Kollegen noch nicht neu besetzt war?

Wir entlassen häufig Menschen in den Ruhestand mit eingeübten Ritualen, den üblichen Verabschiedungsfeiern und denken dabei eher an den zukünftigen Ruheständler als an die verbleibende Belegschaft. Ob die Verabschiedung mit Respekt und Wertschätzung dem Menschen und Anerkennung seiner Arbeit verläuft, spiegelt die gelebten Werte und die Unternehmenskultur wider.

Mitarbeiter einfach in den Ruhestand zu schicken, können sich Unternehmen aktuell nicht mehr leisten

Heute kann sich das kaum ein Unternehmen mehr leisten, Mitarbeiter ohne durchdachtes Offboarding in den Ruhestand zu schicken. Dafür gibt es gute Gründe. Doch in der Praxis liegt der Fokus noch allzu häufig auf einem gelungenen Onboarding. Für neue Mitarbeiter gibt es einen Einarbeitungsplan, einen Lotsen für die erste Zeit, Feedback-Gespräche, um nur einiges zu nennen. Das Offboarding wird häufig sträflich vernachlässigt, speziell bei Mitarbeitern, die in den Ruhestand gehen. Das kann einfach Zeitmangel sein oder weil das Ausscheiden aus Altersgründen von HR, der Führungskraft oder den Kollegen als unangenehme Aufgabe empfunden wird, über das man nicht gerne spricht. Wer redet schon gerne über Alter oder Rente – wahrscheinlich nicht einmal die Betroffenen
Nach neusten Zahlen einer Studie, die ddn (Das Demographie Netzwerk e.V.) in Auftrag gegeben hat, wollen 54,2 % der Berufstätigen mit 62 Jahren oder früher in Rente gehen und nur 10,7 % wollen bis 67 Jahre oder länger arbeiten. Nun ist das sicher von Branche zu Branche und Tätigkeit zu Tätigkeit unterschiedlich. Rechnen Sie doch einfach mal nach, was das bedeuten würde, falls diese Zahlen auch für Ihr Team, Ihr Unternehmen zuträfen?

Offboarding gewinnt an Bedeutung. Unternehmen entdecken seine positive Wirkung.

Welche Wirkung hat Offboarding für ein wertschätzendes Unternehmen? Hat es überhaupt eine Wirkung? Und wenn ja, welche und für wen? Oder gehört es in die Rubrik Trendhopping?

Am Ende der Berufszeit lautet es meist einfach „Und Schluss“, denn irgendwann ist das Arbeitsleben vorbei, der Mitarbeiter scheidet aus. Vorgeschaltet ist jedoch ein Prozess mit vielen Schritten. Und diese wirken sowohl nach innen auf die verbleibende Belegschaft als auch nach außen im Umfeld des zukünftigen Ruheständlers.

Ein ehemaliger Mitarbeiter ist wie alle Mitarbeiter immer auch ein Botschafter des Unternehmens. Und sie oder er wird das sagen, was sie oder er erlebt hat. Wie respektvoll die Menschen miteinander umgehen und ob das die Kultur des Unternehmens ist. So rekrutiert sie oder er ganz nebenbei potenzielle Auszubildende oder neue Mitarbeiter – oder stößt sie ab.

Wird seine Arbeit bis zum Ende wertgeschätzt, ist ein Mitarbeiter eher bereit, Wissen weiterzugeben und neue Kollegen und Kolleginnen einzuarbeiten oder bei personellen Engpässen auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand kurzfristig einzuspringen.

Das alles hat mit Wertschätzung, Anerkennung und sozialer Verantwortung zu tun. Werte, die sich in bunten Marketingbroschüren schnell schreiben, jedoch oft der internen Wirklichkeit nicht standhalten. Um wie viel wertvoller ist jedoch eine Unternehmenskultur, in der Werte gelebt werden, in der ältere Mitarbeiter bis zu ihrem Ausscheiden geschätzt und respektiert werden. In der die Jungen von den Alten lernen und umgekehrt.

7 gute Gründe warum Sie sich um ausscheidende Mitarbeiter kümmern sollten

„die Ehemaligen“…
… können den Wissenstransfer sicherstellen
… minimieren externen Beraterbedarf und kennen bereits die Prozesse
… stärken die Arbeitgeberattraktivität nach innen und außen
… schließen kurzfristige Personallücken z.B. bei Mutterschutz oder Langzeiterkrankung
… sichern positive Beiträge in Bewertungsportalen über Arbeitgeber
… unterstützen die Personalakquise durch Mund-zu-Mund Propaganda
… wirken als Botschafter für die Arbeitgebermarke

Meine Tipps für ein gelungenes Offboarding

Neben den eher technischen und teils administrativen Aufgaben, um die sich HR, Führungskräfte oder die IT-Abteilung kümmern sollte, möchte ich einige Tipps für den sozio-emotionalen Prozess geben:

  • Frühzeitig Gespräche zur Reflexion zum Thema Ruhestand führen „Wie stelle ich mir die Zeit bis zum dahin vor? Wie will ich mich auf die Zeit danach vorbereiten“
  • Den Übergang durch Weitergabe von Erfahrungswissen und evtl. Doppelbesetzung vorbereiten.
  • Unterstützungsleistung durch Gespräche mit Experten: Sozialversicherung, Altersvorsorge, betriebliche Altersvorsorge, finanzielle Absicherung
  • Auch nach dem Ausscheiden in Kontakt bleiben zum Beispiel durch ein Alumni Netzwerk, Senior Expert Service, Gesellschaftliches Engagement zum Beispiel auch für das Unternehmen, Trainertätigkeit, Lernbegleitung, Mentoring, Patenschaften oder auch den Stammtisch.

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