Brechen Sie mit starren Menschenbildern. Säbelzahntiger gibt es nicht mehr.
Immer diese Querelen im Team, wenn es um ein neues Projekt geht: „Schon wieder dieser Einwand von Schulze. Mit seinen 55 Jahren sollte er den Jüngeren Platz machen“. Und „Nina ist auch nicht ohne. Dauernd will sie Lob und Anerkennung. Dabei gehört sie zu der Generation, die nur von der 4-Tagewoche träumt.“ Könnten das Ihre Denkblasen sein? Wie halten Sie es mit Ihren Vorurteilen?
Wir alle denken mehr oder minder in Schubladen, haben Vorurteile. Das ist evolutionär verankert und hat uns irgendwann einmal vor dem Säbelzahntiger geschützt. Wir wussten: Säbelzahntiger bedeutet Gefahr. Schnell reagieren. In der Steinzeit war das fürs Überleben notwendig. Im Denken in Schubladen und Vorurteilen steckt jedoch auch eine Gefahr, denn es führt leicht zu Verzerrungen: bei Wahrnehmungen, beim Denken und beim Urteilen. Wir sehen alles durch unsere Vorurteilsbrille, sind dann nicht mehr offen für unseren Gegenüber und sehen nur das, was wir sehen wollen. Ab und zu zurückzutreten und sich der eigenen Schubladen bewusst zu werden, macht uns freier und offener für andere.
Führungskräfte treffen Menschen unterschiedlichster Sozialisation, Herkunft, Lebensläufe und Generationen. Vorurteile und überholte, starre Menschenbilder können da ein Handicap sein. Diverse Teams aus mehreren Generationen haben die Chance, bestehende Wege zu verlassen, um neue Lösungen zu finden. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung in beide Richtungen: für Führungskräfte, aber auch für Teammitglieder.
Test
- Sehen Sie sich die Grafik an und ordnen Sie sich und Ihre Teammitglieder den Generationen zu.
- Fragen Sie sich anschließend, bei wem hätte ich anders gehandelt, wenn ich die Generationenbrille aufgehabt hätte?
- Habe ich Führungsmuster, die typisch sind für meine Sozialisation und Generation aber weniger hilfreich in der Führung?
1996-2010
GENERATION Z
„Leben und Arbeiten ein fließender Prozess.“
- Sinn in der Arbeit, Veränderungen antreiben
- Suche nach Innovation und Erfolg
- Schwache Bindung an Arbeitgeber
- Trennung von Arbeit und Freizeit
1981-1995
GENERATION Y - MILLENIALS
„Erst leben, dann arbeiten.“
- Geübt im Umgang mit Unsicherheiten
- Freiräume, Flexibilität
- Flache Hierarchien, Projektarbeit
- Online-Offline stark vernetzt
- Suche nach spannenden Aufgaben
1965-1980
GENERATION X
„Arbeiten, um zu leben.“
- Globales Denken
- Spaß, Hedonismus
- Gut ausgebildet, aufstiegsorientiert
- Wunsch nach finanzieller Absicherung, vor allem im Alter
1946-1964
BABYBOOMER
„Leben, um zu arbeiten.“
- Gewöhnt an straffe Hierarchien
- Loyalität zum Arbeitgeber
- Im Umgang mit Technik weniger intuitiv
- Hart arbeiten, pflichtbewusst
Gestaltung: Susanne Kabitz, Bildnachweis: CANVA PRO, Narith’s images, Jack F/Getty images
Jede Generation tickt anders. Schauen Sie auf die Menschen und nicht auf das Alter.
Typologien sind Raster, Vereinfachungen der komplexen Realität. Die Typologien der Generationen helfen, die unterschiedlichen Realitäten zu beschreiben, zu erklären und miteinander zu vergleichen. Jedoch genau darin liegt auch die Schwachstelle. Nicht jeder, der zum Beispiel im Jahr 1990 geboren ist und somit zur Generation Y gehört, ist auch ein Vertreter oder Vertreterin dieser Generation. Das gilt für alle Generationen. Egal ob X, Y, Z oder Boomer.
Für das Gelingen eines wertschätzenden Miteinanders ist es wichtig, wie sich die Teammitglieder untereinander wahrnehmen und akzeptieren.
Und hier liegt die Aufgabe von Führungskräften:
Für die Unterschiedlichkeiten zu sensibilisieren und die Chancen der Generationenvielfalt deutlich zu machen. So kann das Verständnis untereinander gefördert werden und Konflikte eher gelöst werden. Altersgemischte Teams sollten sich nicht selbst überlassen sein, sie brauchen ein gezieltes Management, das bereit ist, die Zusammenarbeit bewusst zu gestalten, denn Führungskräfte prägen entscheidend die Kultur im Unternehmen.
Tipp 1
Schaffen Sie zunächst Rahmenbedingungen und Austausch-Formate, die das gegenseitige Verstehen und Akzeptieren fördern, wie zum Beispiel ein Generationen Café, Fuck Up Nights oder Generationenbotschafter.
Die Zukunft ist jung und alt: Intelligenz der Generationen
Bis zu fünf Generationen in unterschiedlichen Lebensphasen können in einem Unternehmen gleichzeitig arbeiten. Wie schaffen Führungskräfte ob älter oder jünger diese Herausforderung? Ich möchte betonen, es ist nicht allein die Führungskraft, die sich der Situation anpassen muss. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen sich gemeinsam dieser Mammutaufgabe stellen.
Hatte vielleicht bisher der Vertreter der Boomer oder Generation X die Führungsaufgaben, so ist es heute wahrscheinlicher, dass er noch mit 55 oder 60 von Jüngeren geführt wird. Dies ist für beide Seiten häufig mit Schwierigkeiten verbunden. Gerade auch dann, wenn Vorurteile das eigene Urteil ersetzen. Führen ist Beziehungsarbeit und in der Konstellation jüngere Führungskraft und älterer Mitarbeiter besonders herausfordernd. Dabei geht es nicht um Jung gegen Alt, sondern darum, sich gegenseitig wertzuschätzen, zu akzeptieren und zu respektieren. Aber auch um Reflexion der eigenen Einstellung und Rolle. Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander, um die Intelligenz aller Generationen.
Tipp 2
Sprechen Sie die besondere Situation Ihrer Führungsrolle oder auch die Geführtenrolle offen an. Sagen Sie offen, wenn Sie Schwierigkeiten damit haben. Empfinden Sie inneren Respekt vor dem Alter oder vor der jüngeren Führungskraft. Drücken Sie als jüngere Führungskraft diese Anerkennung aus, zum Beispiel indem Sie Entscheidungen nicht allein treffen, sondern Ältere und ihre Erfahrungen miteinbeziehen. Oder sagen Sie einfach mal Danke. Das ist nämlich auch ein Ausdruck von Respekt.
Generationenmanagement ist ein Erfolgsfaktor
Die unterschiedlichen Intelligenzen und Erfahrungen der verschiedenen Generationen zu managen ist komplex, hat Tücken und ist nicht zu unterschätzen. Wird sie gemeistert, ist sie jedoch ein strategischer Erfolgsfaktor für Teams und Führungskräfte. Die Voraussetzung dafür ist, sich der Problematik und Chance, bewusst zu werden, zu sensibilisieren und im Team offen damit umzugehen. Mit der Generationen-Brille auf die Situation im Team und Unternehmen zu gucken, schafft neue Möglichkeiten bei der Lösung von komplexen Problemen, denn jede Generation tickt anders und geht andere Wege, um Aufgaben zu lösen. Die Zukunft ist jung und alt.
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