Stabwechsel im Team

Letzte Woche tauchten meine Partnerin Susanne und ich in einen Workshop ein, der mehr war als nur ein Punkt auf der Agenda der Führungskräftetagung. Gemeinsam mit haupt- und ehrenamtlichen Führungskräften wagten wir uns an das Thema „Die Zukunft ist Jung und Alt“. Es ging um die Werte der unterschiedlichen Generationen, um das Führen altersgemischter Teams und um den Stabwechsel in den Unternehmen. Wie kann man den Stab von den Erfahrenen zu den Jungen elegant und schwungvoll übergeben?

Staffellauf des Lebens – Der heikle Moment des Loslassens

Der Stabwechsel ist wie ein Staffellauf. Nicht nur im Sport, sondern auch in Unternehmen übernimmt jemand Neues das Ruder. Im Gegensatz zum Sport, wo es um Sekunden geht, dreht es sich hier um die nächste Etappe der Unternehmensreise. Ein Moment des Loslassens und des Zugreifens.

Das emotionale Dilemma des Abschieds – Job, Träume, Beziehungen

Ob Beziehungen, Gegenstände, Lebensträume oder Job, wir können nicht immer an allem festhalten, auch wenn wir dies manchmal gerne würden. Wer kennt nicht den Kummer nach dem Ende der ersten Liebe oder dem Ende einer Freundschaft. Es gibt Menschen, denen fällt es leichter und andere können es nicht so gut. Laut einer Befragung von Spektrum der Wissenschaft empfinden 42 % der Deutschen das Verlassen des Jobs als einen Schritt, der schwerfällt. Festhalten ist menschlich, aber wie gelingt die elegante Stabübergabe ohne große Reibungen?

Die vier Ebenen beim Stabwechsel. Blickwinkel und Prozesse

  • Der Mensch: Was kommt auf mich zu?
  • Die Person und die Rolle: Was kann ich noch tun und was nicht?
  • Das Team: Was wird anders?
  • Die Organisation: Wie kann es möglichst reibungslos weitergehen?

Perspektive Mensch: Das Drehbuch für den Stabwechsel selbst schreiben

Führungskräfte haben jahrelang Verantwortung gehabt. Nun sollen sie von heute auf morgen alles abgeben. Das geht nicht. Spitzensportler trainieren langsam ab. Warum ist dies bei Führungskräften keine Selbstverständlichkeit?

Niedergeschlagenheit gehört zum Abschied dazu. Nicht jeder freut sich auf den Ruhestand und hat einen Plan. Der Wechsel erfordert einen Prozess der Anpassung.

Durch die frühzeitige Vorbereitung auf die neue Lebensphase gelingt die persönliche Stabübergabe. So kann das Arbeitspaket mit Vertrauen und Gelassenheit an den Nachfolger übergeben werden. Wichtig ist, seine Umgebung daran teilhaben lassen. So können Perspektiven für den Ruhestand und die noch aktive Zeit davor gemeinsam entwickelt werden.

Perspektive: Person und Rolle. Langsam ausfädeln

Wenn die Führungskraft nach und nach von der aktiven Führungsrolle in die Rolle des Mentors schlüpft, wird der Stab elegant übergeben. Der sanfte Übergang kann bei der Suche des Nachfolgers beginnen bis zur Einarbeitung und Weitergabe des Wissens und der Erfahrungen. Altersteilzeit hilft beispielsweise beim langsamen Ausfädeln und die Zusagen auf freiberuflicher Basis weiterzuarbeiten, schafft Perspektiven für die Zeit danach und erleichtert das Loslassen.

Perspektive Team: Gemeinsames Loslassen

Ein gelungener Stabwechsel erfordert nicht nur individuelle Vorbereitung, sondern auch ein starkes Teamgefühl. Zusammenhalt, Unterstützung und die Bereitschaft, gemeinsam loszulassen, sind der Schlüssel für ein erfolgreiches Team im Wandel.

Das Wirgefühl muss neu gestärkt werden. Einzelne Teammitglieder können unterstützen oder blockieren und dem Nachfolger das Leben schwer oder leicht machen. Denn oftmals ist damit verbunden, eine neue Position und Rolle im sich verändernden Team zu finden. Dies erfordert Veränderungsbereitschaft, Vertrauen und häufig auch Mut. Eine wichtige Rolle nimmt die scheidende Führungskraft in dieser Phase ein. Sie hat die Chance, den Wechsel mit Vertrauen und Zuversicht zu steuern.

Perspektive Organisation: Der heikle Moment, wenn Neues auf Altes trifft

Die Organisation ist an einem reibungslosen Übergang und Neuanfang interessiert, denn Projekte und Prozesse müssen weiterlaufen. Ein guter Trainer beginnt rechtzeitig mit der Planung und dem Aufbau, führt Gespräche, bietet Unterstützung an und bindet die Beteiligten ein. So führt er alle Teilnehmer zu einem sicheren und behutsamen Stabwechsel.

Ein wertschätzender Abschied ist Teil einer erfolgreichen Übergabe. Die Verabschiedung spiegelt die gelebten Werte und die Unternehmenskultur wider und sollte daher mit Respekt, Wertschätzung und Anerkennung gegenüber dem Ausscheidenden und seiner Arbeit zelebriert werden. Dieser Respekt und die Wertschätzung haben zugleich Auswirkungen auf die Mitarbeiter, die weiterhin im Unternehmen sind.

Loslassen – ein wichtiger Prozess für alle Beteiligten

Mit externer Unterstützung können die unterschiedlichen Emotionen für eine gelungene Übergabe gesteuert und gemeinsam Perspektiven entwickelt werden.