Lange Zeit dachte ich: Meine Leistung spricht für sich – warum also Netzwerken? Während ich Stunden damit verbrachte, meine Webseite zu optimieren, Angebote zu perfektionieren und Blogartikel zu schreiben, sah ich, wie meine Vertriebskollegen einen Auftrag nach dem anderen mit Leichtigkeit einfädelten. Manchmal landeten sie sogar Projekte, die ursprünglich ich initiiert hatte. Ihr Geheimnis? Kontakte, die sie gepflegt hatten, während ich mich darauf konzentrierte, im Hintergrund alles perfekt zu gestalten. Irgendwann wurde mir klar: Ohne echte Verbindungen ist das Arbeitsleben als Solo-Selbstständige nicht nur einsamer, sondern die Akquise auch deutlich mühsamer. Keine noch so perfekte Homepage bringt das Vertrauen, das für neue Aufträge notwendig ist.

Vielleicht denken Sie jetzt, meine Erkenntnis trifft nur auf Solo-Selbstständige zu. Weit gefehlt – es ist für jeden wichtig, denn das Leben ändert sich ständig und wer heute eine Festanstellung hat, kann morgen schon ohne Job dastehen oder will den Arbeitgeber wechseln, Kunden gewinnen oder ist auf der Suche nach einem neuen Lieferanten.

Beziehungen schaffen Vertrauen

Warum also funktioniert das persönliche Netzwerken so gut? Weil es Vertrauen schafft. Eine optimierte Webseite kann Informationen vermitteln, aber sie hat keine Persönlichkeit. Ein Gespräch hingegen bleibt in Erinnerung. Wer sich zeigt, auf andere zugeht und einen echten Austausch pflegt, baut Verbindungen auf, die über das bloße Geschäftliche hinausgehen. Vertrauen ist die Währung, in der erfolgreiche Geschäftsbeziehungen bezahlt werden.

Seilschaften oder echte Netzwerke?

Vielleicht denken Sie jetzt: „Ist das nicht alles Vetternwirtschaft?“ Nein, es gibt einen Unterschied. Seilschaften sind oft exklusive Kreise mit Verpflichtungen und Abhängigkeiten. Ein echtes Netzwerk basiert auf gegenseitiger Unterstützung, Offenheit und Austausch. Diese Art von Verbindungen bereichert nicht nur das eigene Berufsleben, sondern eröffnet auch Chancen, die man allein nicht erkennen würde. Und das Beste daran: Es fühlt sich gut an, Teil eines Netzwerks zu sein, in dem man gibt und nimmt.

Offline und online: Vernetzung geht in beide Richtungen

Heute weiß ich: Netzwerken ist mehr als nur Smalltalk und Händeschütteln auf Veranstaltungen. Die Online-Vernetzung hat ebenfalls ihren festen Platz und ist ein mächtiges Werkzeug, um sichtbar zu bleiben und Kontakte zu pflegen, die man nicht täglich sieht. Plattformen wie LinkedIn ermöglichen es, Ideen zu teilen, sich aktiv einzubringen und Beziehungen auch dann aufrechtzuerhalten, wenn der letzte persönliche Kontakt schon eine Weile zurückliegt. Und das Schöne ist: Die Online- und Offline-Welt ergänzen sich. Ein digitales „Hallo“ kann der Auftakt zu einem Kaffee in der realen Welt sein – und umgekehrt.

Proaktiv sein: Das macht das Überwinden leichter

Ich gebe zu, es kostet Überwindung, aus der Komfortzone herauszugehen und auf andere zuzugehen. Aber proaktiv zu sein und nicht zu warten, bis jemand den ersten Schritt macht, hat für mich den Unterschied ausgemacht. Die ersten Gespräche mögen holprig sein, doch mit der Zeit wird es leichter – und die Belohnung sind nicht nur Aufträge, sondern auch spannende neue Einblicke und Gespräche, die einen selbst weiterbringen.

Noch ein Grund: Feedback und Inspiration

Eines habe ich gelernt: Netzwerken bedeutet nicht nur, sich zu präsentieren. Es geht auch darum, zuzuhören und von anderen zu lernen. Die Ideen und das Feedback, die ich im Austausch mit anderen bekomme, haben oft Projekte inspiriert, an die ich vorher nie gedacht hätte. Ein starkes Netzwerk bringt Perspektiven, die man allein nicht entdeckt.

Mein Fazit: Netzwerken schafft Sichtbarkeit

Wenn Sie wie ich lange dachten, dass Ihre Leistung allein ausreicht, dann lade ich Sie ein, dies zu überdenken. Ein starkes Netzwerk – online wie offline – ist der Schlüssel, um gesehen zu werden, Vertrauen zu schaffen und sich weiterzuentwickeln. Netzwerken ist kein „Extra“, es ist eine essenzielle Investition in sich selbst und in den Erfolg des eigenen Unternehmens.

Wie geht es Ihnen?

Ist Vernetzen für Sie wichtig oder Zeitverschwendung?
Und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Mich interessieren Ihre Erfahrungen.

Fotos oben: Monika Koch mit Stefan Kühn, BVMW-Repräsentat, Christina Teichmüller, Silvia Gaida, Andrea Baumann, Melanie Trommer, Martina Schmeink, Claudia Windau.