Respektieren statt überfordern. Wie Sie Ihr Team vor Überforderung schützen können.

Kennen Sie auch Führungskräfte, für die eine Weihnachtsfeier manchmal die einzige Gelegenheit ist, dem Team für seine Leistungen im abgelaufenen Jahr zu danken. Doch die schönsten Worte der Wertschätzung und des Respekts sind wertlos, wenn sich das Team das ganze Jahr nicht wertgeschätzt fühlt. Ich erinnere mich an solche Reden. Worte wie „großartiges Team“ oder „exzellente Leistung“ wurden in den Raum geworfen – aber am Ende blieb das Gefühl, dass die Realität anders aussieht. Bei den Kollegen herrschte Frust. Denn Wertschätzung muss jeden Tag gelebt werden.

Ich sehe Wertschätzung als ein wesentliches Element der Führung, das weit über eine reine Lobkultur hinausgeht. Es geht darum, Mitarbeitende als Individuen wahrzunehmen, ihre Beiträge anzuerkennen und eine Kultur des Respekts zu schaffen, in der sich alle wertgeschätzt und gefördert fühlen.

Wertschätzung ist nicht nur eine Rede, sondern eine Haltung.

Überlastung, zu wenige Kollegen für zu viele Projekte und das Gefühl, dass ihre Bedenken nicht ernst genommen werden. Leider kenne ich Unternehmen, in denen diese Situation das ganze Jahr über zum Alltag gehört. Genau hier setzt echte Wertschätzung an – nicht erst auf der Weihnachtsfeier, sondern jeden Tag, besonders dann, wenn es schwierig wird. Und das, was Sie sagen, sollte mit dem übereinstimmen, was Sie und Ihr Team erleben.

Wie Sie als Führungskraft Ihr Team vor Überforderung schützen können und so auch im Alltag Respekt und Wertschätzung entgegenbringen. Hier sind ein paar konkrete, umsetzbare Ansätze:

1. Ihr Beitrag zur Arbeitsbelastung

Haben Sie sich schon mal gefragt, ob und wie Sie selbst zur Überlastung in Ihrem Team beitragen? Das ist keine einfache Frage, aber eine, die Potenziale für Verbesserung birgt. Vielleicht tragen Sie zu viele Projekte gleichzeitig ins Team? Vielleicht sagen Sie selten „Nein“ zu zusätzlichen Aufgaben? Echte Wertschätzung beginnt hier: Prüfen Sie Ihre eigenen Führungsgewohnheiten. Haben Sie genug Zeitmanagement-Strategien, die auch für Ihr Team praktikabel sind? Oft sind es kleine Änderungen, die eine große Wirkung haben.

2. Die Grenzen des Machbaren erkennen

Viele Führungskräfte neigen dazu, ihre Teams zu Höchstleistungen anzuspornen, was grundsätzlich gut ist. Doch was passiert, wenn die Belastung über längere Zeit so hoch bleibt, dass es nicht mehr machbar ist, sodass der Krankheitsstand wächst und die Motivation schwindet? Echte Wertschätzung zeigt sich in realistischen Erwartungen. Fragen Sie sich: Was können Sie und Ihr Team in der zur Verfügung stehenden Zeit wirklich leisten? Es ist kein Zeichen von Schwäche zu akzeptieren, dass nicht alles machbar ist. Respektieren Sie die Grenzen Ihrer Mitarbeiter und zeigen Sie Verständnis, wenn Mitarbeiter sich gestresst fühlen, weil die Arbeitsbelastung zu hoch ist.

3. Jeden Tag Klarheit schaffen

Natürlich gibt es viele Methoden, wie Sie Prioritäten im Team setzen können– eine davon ist das „Daily Stand-Up Meeting“. Doch ob Sie dieses oder ein anderes Format wählen, ist nicht entscheidend. Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, dass Sie jeden Tag Klarheit schaffen: Was hat Priorität und was kann warten? Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen, auch wenn es nur für ein paar Minuten ist, und gehen Sie die wichtigsten Aufgaben des Tages durch. Wenn Sie diesen Prozess an den Anfang des Tages stellen, wird vieles klarer, und jeder im Team weiß, worauf er sich konzentrieren muss.

4. Transparenz nach oben: Die Führungsebene informieren

Eine Situation, die meine Kunden häufig belastet, ist zusätzlicher Druck, der von oben kommt, weil die Geschäftsführung neue Projekte anschiebt. Eine veränderte Priorisierung hat oft bereichsübergreifende Auswirkungen und kann Kundenprojekte zum Scheitern bringen. Wenn die Belastung steigt, sollte dies nicht nur im Team, sondern auch auf der Führungsebene bekannt sein. Echte Wertschätzung zeigt sich darin, dass Sie für Ihr Team einstehen und es vor unrealistischen Erwartungen schützen.

5. Weniger Meetings, mehr Konzentration

Die ständige Verfügbarkeit ist eine der größten Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt. Um Ihr Team vor Überlastung zu schützen, helfen manchmal einfache Regeln: zum Beispiel „besprechungsfreie Tage“, reduzierte Meetings oder Zeitfenster, in denen E-Mails und Anrufe bearbeitet werden dürfen. Wenn Sie klare Zeitmanagement-Regeln aufstellen, helfen Sie Ihrem Team, sich besser zu konzentrieren und die knappe Zeit effektiver zu nutzen.

6. Prozesse optimieren und neue Wege finden

Die kurzfristige Lösung von Überlastung ist ein Schritt, aber was passiert auf lange Sicht? Wenn Ihr Team dauerhaft überlastet ist, müssen Sie über langfristige Veränderungen nachdenken. Setzen Sie auf regelmäßige Retrospektiven, um herauszufinden, welche Prozesse verbessert werden können. Oft lassen sich durch Digitalisierung oder den Einsatz von KI-Aufgaben erleichtern, die sonst viel Zeit und Energie kosten. Und dabei ist es wichtig, auf die Ideen und Erfahrungen aus allen Altersgruppen zu hören – denn häufig sind es die unkonventionellen Ansätze, die den größten Unterschied machen.

Fazit: Wertschätzung zeigt sich im Alltag

Eine Führungskraft, die mit Respekt und Wertschätzung führt, steht fast bei allen Mitarbeitern ganz oben auf der Wunschliste. Ein Mangel daran macht nicht nur krank, sondern kostet Unternehmen auch Geld – in Form von höherem Krankenstand, Burnout und Fluktuation. Wenn Sie das ganze Jahr über Ihr Team respektvoll und wertschätzend führen, wird die Weihnachtsfeier ein echtes Highlight: eine Gelegenheit, gemeinsam auf das Jahr zurückzublicken und sich auf die kommenden Herausforderungen zu freuen.