Authentisch sein ist nicht den Gefühlen freien Lauf zu lassen, sondern Wirkung zu erzielen und im richtigen Film sein
Häufig bin ich in letzter Zeit über den Leitsatz gestolpert „Führe authentisch. Sei ganz du selbst“. Ich habe nie authentisch geführt. Mir war es wichtig, dass ich von mir selbst den Eindruck hatte, dass mein Verhalten in der Situation stimmig war. Von meinen Kolleginnen und Kollegen hörte ich häufig „Die ist da goldrichtig“. Früher war es aus meiner Sicht leichter, morgens in meine Rolle zu schlüpfen, das Outfit für die anstehende Besprechung zu wählen und Wirkung zu entfalten. In meinem Büro stand auch kein Nippes auf dem Schreibtisch. Das hätte nicht zu dem gepasst, wie ich wahrgenommen werden wollte. Im Homeoffice ist das schon schwerer. Da sollen wir uns echt und unverstellt präsentieren. Um Vertrauen aufzubauen, ist es wichtig, authentisch zu wirken.
Authentisch sein und authentisch wirken ist jedoch ein Unterschied. Und auch der Schlüssel zum Erfolg.
Daher zweifle ich daran, dass der gegenwärtige Glaubenssatz vieler Coaches „Führe authentisch. Sei ganz du selbst“ richtig ist. Denn ich kenne Führungskräfte, die offen zeigen, wenn sie einen Mitarbeiter nicht schätzen oder poltern drauf los, wenn Mitarbeiter Fehler machen. Diese Führungskräfte sind in diesem Moment sicher ganz sie selbst. Authentisch in diesem Sinne ist jedoch nicht immer zielführend. Denn Respekt vor Mitarbeitern und Zulassen von Fehlern sind ebenfalls wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Führung und Unternehmenskultur. Seinen Emotionen freien Lauf lassen kann also nicht mit „führe authentisch“ gemeint sein.
Authentische Führung ist immer kontextgebunden
Authentizität steht für Echtheit und Glaubwürdigkeit, jedoch auch für Zuverlässigkeit. Und damit sind wir auch bei der Rolle, die Sie als Führungskraft oder im Projekt einnehmen.
Setzen Sie sich mit der Rolle und Ihren Werten auseinander. Werte ändern sich im Laufe des Lebens und häufig auch mit den Rahmenbedingungen. Nicht immer sind die beruflichen mit den privaten Werten deckungsgleich.
Fragen Sie sich:
- Wie will ich mich positionieren und behaupten?
- Welches gewohnte Verhalten muss ich eventuell ändern, welches neue hinzunehmen?
Das kann sich im ersten Moment nicht authentisch und fremd anfühlen. Für persönliches Wachstum ist es jedoch hilfreich, wenn wir auch neues Verhalten üben.
Authentisch sind Sie, wenn Sie der Rolle angemessen agieren, die Rolle ausfüllen und das Gefühl haben, integer zu sein. Hierfür ist es wichtig, dass Sie Ihre Werte kennen, dass Sie wissen, was Ihnen wichtig ist. Sonst laufen Sie Gefahr, sich zu verbiegen, ständig Dinge tun und sagen, die Ihnen ethisch zuwider sind oder Ihren Neigungen und Stärken vollkommen widersprechen. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie sind im falschen Film, dann sollten Sie diese Rolle nicht länger einnehmen, sonst nehmen Sie Schaden.
Meine fünf Tipps, wie Sie authentisch sind und Wirkung erzielen:
- Managen Sie Ihre eigenen Emotionen.
- Setzen Sie sich mit Ihrer Rolle auseinander
- Fürchten Sie sich nicht davor, nicht authentisch zu sein
- Werden Sie sich Ihrer Werte bewusst
- Finden Sie eine Balance zwischen Rolle und Authentizität
Authentisches Führen können Sie in meinem 1-tägigen Workshop lernen. Im Rollentausch, können Sie sich beim Führungstango durch die Spiegelung eines anderen Teilnehmers mit der eigenen Rolle auseinandersetzen. Es geht dabei nicht um das klassische Tanzen, sondern um das Managen von Emotionen und die Wirkung Ihrer Führung. Interessiert? Weitere Informationen finden Sie